Wie geht es Ihrem Geschäft? Fachbeitrag zur zukünftigen Rolle der Treuhänder Teil 1

10.11.2020 // Barbara Flügge

Was soll diese Frage, fragen Sie sich spontan. Unabhängig davon, wer uns diese Frage stellt, erzeugt sie Zurückhaltung, Zurücktreten, kurzes Überlegen, den Blick zur Seite vielleicht oder die spontane Antwort: Corona – halt! Eine Frage, die wir derzeit schwerlich beantworten. Weshalb? Nun zum einen impliziert die Frage, dass wir Kenntnis haben über den Status Quo von gestern, heute und morgen. Zum anderen ist es eine Frage, die nach Abschätzung dürstet, Abschätzung der Konsequenzen, die die Antwort auslösen könnte. Reflexartig würden sich weitere Bausteine einer Reflektionskette auslösen – insbesondere im ersten Antwortszenario zu gestern, heute und morgen. Noch stärker könnte ein erdrutschartiger Ausschlag sich in der Argumentationskette niederschlagen. Einer Argumentationskette, die das zweite Szenario nach sich zieht. Sind wir erstmal in diesem Strudel von „wissen sollen“ und „handeln können“, werden wir abgelenkt – abgelenkt durch unsere eigene persönliche Empfindsamkeit. Denn ein eigenes Geschäft auf den Weg gebracht zu haben bedeutet die vollständige Fokussierung auf dessen Verwirklichung, bedeutet Entbehrungen, ersten Erfolgen, Geschäftsentwicklungen, Überarbeitungen, Justierungen und weiteren Anstrengungen und weiteren Erfolgen.

Zeit für eine neue Perspektive

Wie sähe der Blick auf die Frage aus, wenn wir uns in der Rolle eines Coaches oder eines Beraters der Frage nähern? Oder betrachten wir die Situation aus dem Blickwinkel eines Innovationsmanagers? Welche Taktiken und Vorschläge erwarten Kunden von Ihnen? Die politische Stimme ruft die Neue Normalität aus und bietet wirtschaftspolitische Instrumente von Konjunkturprogrammen über Direktkrediten bis hin zu Steuererleichterungen an. Philosophen setzen sich mit der Rolle von Technologien, Trends und Künstlicher Intelligenz auseinander und fragen die Gesellschaft, wer intelligenter sein darf – der Mensch oder die Maschine. Zukunftsforscher postulieren Aufrufe wie etwa „Das Geschäft Neu Denken“, „Aus der Krise führen“. Sie fordern uns auch, „Räume Neu zu Denken“ – halt, nicht ganz! Es heisst in einem Zukunftsmanifest „Neue Räume Denken“. Ist uns damit geholfen? In diesem Teil von „Wie geht es Ihrem Geschäft“ starten wir mit der Zukunft. Denn schliesslich wollen wir all in der Zukunft noch tätig sein!

Der Treuhänder als Zukunftsforscher?

Zukunftsforscher zu sein ist eine wunderbare Angelegenheit. Zukunftsforschen schafft Raum für Übertreibungen mit dem möglichen Mass an Bodenhaftung und den Verrückheiten. Ohne „Crazyness“ wäre das Ganze zu ernst, zu banal, zu 0815. Zukunftsforscher bringen uns nicht auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Bodenhaftung ist eine andere. Der Zukunftsforscher erlebt Bodenhaftung auf der Höhe von Baumwipfeln. So lassen sich eine Vielzahl an Szenarien und Mutmassungen hineininterpretieren in das Postulat der Zukunft. Verstehen wir uns richtig. Nicht alles ist high-level am Zukunftsforschen: in der Tech-Branche bewegen wir uns bereits seit geraumer Zeit in Anwendungsfällen zur Fabrik der Zukunft, dem Arbeitsplatz 4.0 und der smarten Mobilität. Anwendungsfälle, die sich bewährt haben.

Zukunftsforscher beamen uns in neue Sphären der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz – waren es früher Drohnen und ferngesteuerte Einkaufsmodule, sind es heute Security-Roboter, die uns zu Social Distancing ermahnen, unsere Kontaktdaten aufnehmen, unser Verhalten vergleichen mit vorherigen Auffälligkeiten und uns netterweise wieder zum Ausgang eines Kaufhaus begleiten, sollte unser Kreditrahmen nicht zu der Preisgestaltung des Luxussortiments passen.

Die Fallhöhe des Zukunftsforschers erreicht unsere Überlegungen zu Anlagenmanagement, Strategieanpassung und Prozessautomation nur marginal – von dem Baumwipfel hin zu unseren situativen Überlegungen, welcher Weg uns aus dem Dickicht führt, braucht es Ortskenntnis.

Zukunft lesen können wir alle nicht. Jedoch können wir uns auf unsere eigene Sachkenntnis und dem fachlichen Hintergrund, den wir uns sorgfältig aufgebaut haben, verlassen. Dies ist eine wesentliche erste Komponente unseres Bebauungsplans mit Ziel Zukunft. Wir erinnern uns, dass wir uns der Frage stellen wollen, wie es um das eigene Geschäft und das Geschäft unserer Mandanten bestellt ist!

 

Der Treuhänder als Berater!

In die Rolle eines Beratungshauses können wir uns gut hineinversetzen. Wir stellen uns den Ablauf, was wir vorbereiten, wie wir beim Mandanten auftreten. Nach dem Vorbereitungsgespräch stellen Beratungshäuser gerne ganze Beraterteams zur Verfügung, eine Vorbereitungsphase vor Ort geht nach einem Standardschema vor: Besprechungsplan, Analyseplan, kritische Fragen und erhellende Erkenntnisse nutzen Template um Template. Es werden bewährte Prozess-Schritte und Daten-Analysen durchgeführt.

Haben wir selbst Beratereinsätze erlebt, kennen wir die Geschichten von zu hohen Tagessätzen eines Experten auf der einen und der Rekrutierung günstigerer Mehrpersonen-Teams auf der anderen Seite. Kommt Ihnen so ein Szenario bekannt vor? Letzteres ist uns 2019 berichtet worden: ein Experte hatte passgenau das Portfolio an Beratungs-, Fach- und Veränderungsknowhow mit eigenen mehrjährigen praktischen und erprobten Implementierungsverfahren. Der Interessent aus der öffentlichen Verwaltung hatte die Höhe des Tagessatzes in Frage gestellt und sich daraufhin für einen Berater mit weniger Erfahrungs- und Themen-Knowhow und geringeren Tagessätzen entschieden. Nach weniger als drei Wochen hatte der Berater zwei weitere Kolleg*innen in das Projekt gebracht – eine zufriedenstellende Wirkung hatte sich dennoch nicht für den Kunden eingestellt. In Summe kam dem Mandanten die Entscheidung nicht nur teurer aufgrund der Verdreifachung der Personalkosten. Es ging wertvolle Zeit verloren aufgrund mehrfacher Abstimmungen untereinander im. Inhaltliche Vorschläge wurden mehrfach revidiert, führten zu Ungenauigkeiten und mussten letztendlich durch den Kunden aufgelöst werden. Und genau diese Entscheidungsfähigkeit und Präzision hatte sich der Kunden von dem Berater gewünscht und eingekauft!

In einem anderen Fall wurde ein Top Team eines Beratungshauses für einen IT-Dienstleister ausgewählt. Es stellte sich nicht die Frage, ob ein einzelner Berater oder eine Berater*in die Aufgabe hätten lösen können. Der Taylorismus selbst mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Kleinteiligkeit sind offensichtlich. Die Suche nach der idealen Route von den Baumwipfeln hin zu Ihren situativen und strategisch relevanten Herausforderungen verzögert sich. Das Beraterteam lernt. Sie selbst und Ihre Mitarbeiter*innen sowie Mandanten und Geschäftspartner*innen lernen am wenigsten oder verspätet, wenn der Sachverhalt sich schwerlich nachstellen lässt und es an Bespielen fehlt. Beratungsteams bauen erstmal selbst Wissen auf.

In beiden o.a. Fällen kommen Methoden und Tools zur Anwendung. Achten Sie hier darauf, nicht ein Methodenformat, ein Template und einen Beratungsansatz anzubieten, das einer Silikon-Backform gleicht. Diese stellt sich zu Beginn als flexibel und stabil, pflegeleicht und effizient dar. Sobald Sie jedoch diese Form ausdehnen, anpassen oder justieren wollen, springt sie Ihnen nicht davon, sondern springt wieder und wieder in dieselbe Form zurück. In Zeiten von Umwälzung und Aufbruch nutzen Templates wenig, die nicht flexibel sich in neue überführen lassen.

In den Beispielen zeigt sich zudem, dass es nicht eine Frage des Preises ist, sondern dass die Kombination aus situativen, strategischen und erprobten Fähigkeiten der wesentliche Erfolgsgarant ist.

Eine interaktive Arbeitsweise, Best Practices, eigene Methoden und Tools sowie Referenzen von Expert*innen erhöhen mehr denn je die Chance einer kontextuellen, erfolgsorientierten und Mandanten spezifischer Prozess-Digitalisierung. Aktives Zuhören und Klarheit in der Aussage schärfen das Bild und sorgen für eine Kommunikation auf Augenhöhe.

 

… es geht nicht weiter … zumindest nicht heute – die Fortsetzung unserer Geschichte folgt in wenigen Tagen.